Luther – Rebell wider Willen, Landestheater Eisenach 14.07.13, 15 Uhr

Das letzte Mal war ich zur Heiligen Elisabeth in Eisenach und das war auch schon wieder vier Jahre her!
Meine Mutter und ich sind ganz entspannt mit dem Zug dorthin gefahren und wir sollten das wirklich öfter machen 😀
Unsere Plätze waren in der zweiten Reihe im 1. Rang aber sie waren ganz gut und der Rang war sehr schnuckelig.

Die Besetzung:
Martin Luther: Matthias Jahrmärkter
Der Teufel in verschiedenen Gestalten: Stefan Poslovski
Schriftgießer Stephan: Tomasz Dziecielski
Katharina von Bora/Heilige Anna: Jannike Schubert
Lucas Cranach: Alexander di Capri

Bettelmönch/Drucker/ Karl V./ Sohn: Roman Weltzien
In weiteren und verschiedenen Rollen u.a. Maciej Salamon, Gero Wendorff, Maximilian Nowka, Janina Moser, Jens-Uwe Richter, Monika Dehler, Michael Brieske, Gregor Nöllen u.a.

Was mir eher nicht gefallen hat:
Mir hat der rote Faden gefehlt bzw. wusste ich nicht, was genau nun bezweckt werden sollte. Ja, Luther sollte als Rebell dargestellt werden, aber meistens kam das nicht so rüber. Am Anfang sieht man Lucas Cranach mit Luther, wie sie auf eine vergangene Szene schauen und Cranach Luther malen will. Das sollte wohl die Rahmenhandlung sein, das war aber auch nicht konsequent genug durchgezogen. Generell gingen viele Szenen einfach ineinander über, sodass man sie gar nicht richtig auseinander halten konnte, was man auch daran merkte, dass zwischendrin kaum die Möglichkeit für Applaus war. Dennoch waren es eben immer nur kurze Einblicke in verschiedene Aspekte des Leben Luthers. Irgendwo stand, dass Luther aber auch als liebender Ehemann gezeigt wird, was ich so aber nicht sagen kann, denn außer der Hochzeitsszene war davon eher nichts zu sehen.
Was mit noch sehr gestört hat, war, dass fast alles gesungen wurde, aber leider war das manchmal eher merkwürdig und unfreiwillig komisch, wenn Luther beispielsweise sing: „Oh neeein, ich fürchte mich!“ oder so 😀
Und es gab irgendwie gar keinen richtigen Soli oder Duette, alles war eher so Massenszene und alles ging ineinander über. Manchmal dachte man, jetzt kommt mal ein Luther-Solo, aber das war nach ner Minute dann auch schon wieder vorbei. Das einzige wirklich einprägsame Lied war immer wieder eine kurze Melodie von „Ein feste Burg ist unser Gott“ – nur leider war das ja ein Originaltext Luthers.
Der Aufbau war also wirklich seltsam. Teilweise kam es uns auch so vor, als ob das Stück sich nicht entscheiden könnte, ob es nun rockig oder doch eher klassisch, fast barock-mäßig sein wollte.

Was mir gut gefallen hat:
Der zweite Akt hat mir besser gefallen, da gab es mehr Szenen, die man klar voneinander abgrenzen konnte und musikalisch fand ich ihn auch besser. Gleich zu Beginn gab es eine coole Alptraum-Szene mit dem Teufel in einem wirklich unheimlichen Kostüm und dem Ballett dazu. Auch Schriftgießer Stephan hatte jetzt eine größere Stimme und dieser hat auch irgendwie eher eine Rockstimme als Luther.
Die Darsteller waren eigentlich alle ziemlich gut. Das Ballett des Landestheater Eisenach war auch wirklich gut und manche Tanzszenen haben mir echt gefallen. Auch die Ausstattung und die Bühne waren gut, es gab ein paar wirklich schöne Bilder und Ideen, z.B. haben Mitarbeiter des Theaters beim Thesenanschlag die „Thesenblätter“ von den Rängen aus auf die Zuschauer hinunter fallen lassen. Es gab also wirklich schöne Ansätze.

Die Darsteller:
Matthias Jahrmärkter war ganz okay als Luther. Teilweise hat mich seine Stimme etwas an die von Thomas Borchert erinnert, wenn er nur einfach gesungen hat. Ich mag leider zu opernhafte Stimmen nicht, deshalb war ich jetzt auch nicht so begeistert, ich finde man hätte viel mehr aus einem Rockstar-Luther machen können, aber das heißt nicht, dass diese Variante jetzt schlecht war.
Dass jemand wie Stefan Poslovski ausgerechnet in Eisenach mitmacht, hat mich schon etwas überrascht. Ich muss ehrlich sagen, ich finde ihn immer etwas komisch vom Aussehen her, aber ich glaube sogar ich habe ein Wicked-Auto, wo er als Zauberer drin sitzt und da fand ich ihn echt gut. Anfangs war die Rolle des Teufels noch etwas komisch, da er einfach nur mit ner komischen Wolfsmaske zwischen seinen Anhänger umherlaufen und mit der Peitsche knallen musste (die Szene mit dem Gewitter ^^), aber nach und nach wurde die Rolle immer cooler, auch wenn ich trotzdem noch ausgefeiltere Varianten vom Teufel gesehen habe. Stimmlich hat er mir auch sehr gut gefallen. Ebenso wie Tomasz Dziecielski, der vor allem im zweiten Teil immer wichtiger zu werden schien und irgendwie fast mehr Gesangsparts hatte als Luther. Wie schon gesagt hatte er eine richtig gute Rockstimme.
Jannike Schubert habe ich schon in Hair als Jeannie gesehen und sie war ebenfalls gut, hatte aber nicht viel Raum sich zu entfalten.
Besonders gefreut habe ich mich über Roman Weltzien, der mein Lieblings-Mephisto vom Meininger Theater ist. Als Bettelmönch wurde er mal wieder dauernd quer über die Bühne und auf den Boden geschubst. Für solche Rollen scheint er irgendwie prädestiniert zu sein, war das doch auch schon bei Amadeus so und bei Faust turnte er auch sehr viel herum. Als Karl V. musste er dann Spanisch sprechen, diese Szene war auch als einzige ohne Gesang.
Alexander di Capri war okay als Cranach, manchmal hat er mir ein bisschen zu gepresst gesungen.
Der Chor war auch gut.

Am Ende gab es noch eine Art Zugabe, wo zuerst Stephan und dann Martin (was dieser leider nicht so gut konnte) unter einem rot leuchtenden „Luther 2013“ – Schild rocken durften.

Das hört sich jetzt alles ziemlich negativ an, aber es war keineswegs so. Ich finde, man kann das Stück durchaus mal gesehen haben, nur denke ich auch, dass ein paar klare Musikstücke und Lieder und eine etwas klarere Handlung dem Stück besser täten. Im Programmheft gibt es nicht mal eine Auflistung der Lieder. Vielleicht sollte man es auch eher als Singspiel bezeichnen? 😀
Es war also durchaus kein schlechter Nachmittag, es war eher interessant zu sehen, was da auf die Beine gestellt wurden. Und das Ensemble war ja auch wirklich lohnenswert.

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